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Kontemplation = Gott schauen

Der Begriff "Kontemplation"  ist vom lat. "contemplare" (anschauen, betrachten) abgeleitet und bedeutet allgemein Beschaulichkeit oder auch beschauliche Betrachtung. Darüber hinaus enthält der Begriff das lat. "templum" - der (innere) Tempel, als heiliger Ort der Begegnung zwischen dem eigenen Sein und Gott.

Wenn wir von "Gott" sprechen, ist nicht eine väterlicher Person - klar abgegrenzt und "vermenschlicht" - gemeint, sondern ein liebendes Gegenüber, dass uns erfüllen will - ob als durchdringender Geist, transzendente, antreibende Kraft und Lebensquelle oder mütterlich/väterlicher Urgrund unseres Daseins. In der traditionellen Lehre der Dreieinigkeit wird seit Jahrhunderten versucht, diese unterschiedlichen "göttlichen" Facetten des "Einen" in Worte zu fassen. Vater, Mutter (Ruach oder Rûaḥ, hebr. "Geistin", fem.) und Sohn. Bilder sind hilfreich - jedoch für manche auch hinderlich, sich vorbehaltlos zu öffnen. Wir versuchen, uns integral und inklusiv mit Gottesbildern auseinanderzusetzen und diesen im kontemplativen Gebet zu begegnen.

Ein kontemplatives Gebet ist von Ruhe und innerer Aufmerksamkeit auf einen Gedanken oder auf die immerwährende, göttliche Präsenz bestimmt und unterscheidet sich von der Meditation östlicher Traditionen durch die dort angestrebte vollkommene Leere des Geistes bzw. die Abwesenheit einer Gottesvorstellung. Der kontemplativ Betende übt sich darin, still auf das Göttliche zu lauschen und sich auszurichten auf eine bedingungslose Liebe.

Das Ziel der Kontemplation ist es, sich für den Heiligen Geist zu öffnen. Das kontemplative Gebet überschreitet die üblichen Vorstellungen von Beten, weil es nicht mehr unsere Worte und Gedanken sind, mit denen wir mit dem Urgrund in Verbindung treten; es ist unser einfaches DASEIN vor und in Gott. 

Im Rahmen des kontemplativen Gebetes ist das Jesusgebet, auch Herzensgebet oder immerwährendes Gebet genannt, eine hilfreiche Ergänzung. Es ist ein besonders in der Ostkirche weit verbreitete Gebetsform, bei dem ununterbrochen der Name Jesu Christi 'durchbetet' wird. (siehe auch 1 Thess. 5,17).

Mögliche 'stille' Rezitationstexte sind Jesus Christus, Herr Jesus Christus - erbarme Dich meiner, Kyrie Eleison - Christe Eleison oder ein ganz persönlicher und individueller Gebetstext oder ein einfaches Wort, wie z.B. Danke, Frieden, Ruach, Geist o.Ä.

Unterstützend kann ein Teil des Textes mit dem Ein-, der zweite Teil mit dem Ausatmen oder alternativ mit dem Herzschlag begleitet werden. So wird die innere Aufmerksamkeit und Verinnerlichung des Gebetes unterstützt; nicht mehr der Mund betet, sondern das Herz betet beständig (Herzensgebet).


Zwei Wege der Kontemplation - durchaus ergänzend und nicht immer klar abgegrenzt - sind heute geläufig:

Die [via contemplativa] vermittelt die beschriebene, christliche Kontemplation und schöpft aus den Quellen von ost- und westkirchlichen Traditionen (geistliche Übungen des Ignatius von Loyola, Praxis der Wüstenväter im hesychastische Herzens-/Jesusgebet, Mystik des Meister Eckhard, Teresa von Ávila oder Johannes vom Kreuz).

Gegenwärtig lehrt insbesondere der Jesuit Franz Jálics Wege der Kontemplation in Form des Herzensgebetes. Eine spezielle Ausformung des Herzensgebetes stellt das Ruhegebet des Hl. Johannes Cassian dar, das durch den Theologen und Exerzitienleiter Peter Dyckhoff Verbreitung gefunden hat.

Die [via integralis] lehrt eine Kontemplationsform ohne Gedanken, Worte und Bilder und gilt als gegenseitige Befruchtung von Zen bzw. Zazen (sitzende Versenkung in der buddhistischen Tradition) und christlicher Mystik.

Besonders der Jesuit Hugo Makibi Enomiya-Lassalle gilt als Pionier der Zen/Zazen-Praxis für Christen und hat diesen Weg maßgeblich mitgestaltet. Durch ihn inspiriert wurden der Pallottiner Johannes Kopp und der Benediktiner Willigis Jäger.

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